Gemeinsam offen für andere Religionen

40 Auszubildende der Beruflichen Bildung der Evangelischen Stiftung Ludwig-Steil-Hof lernten die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Christentums, des Islams und des Judentums kennen.

morgens um 08:00 Uhr in Espelkamp: eine Gruppe von 40 Jugendlichen machte sich gut gelaunt auf dem Weg zum Bahnhof. Von dort aus war die Osnabrücker Altstadt das Ziel. Gemeinsam war eine Spurensuche nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der drei großen Weltreligionen geplant. Gemeint war das Christentum, das Judentum und der Islam. Die Gruppe bestand aus den Auszubildenden der Beruflichen Bildung der Evangelischen Stiftung-Ludwig-Steil-Hof, welche im August diesen Jahres ihre Ausbildungen in verschiedenen Gewerken und Ausbildungsformen begonnen hatten. Von angehenden Fachkräften im Malerhandwerk, dem Holzbereich, der Hauswirtschaft, dem Verkauf oder vielen weiteren Bereichen bildeten alle einen bunten Strauß an unterschiedlichen Berufen ab.  „Solche Fahrten stärken den Teamgeist und sind immer wieder für alle Seiten spannend“, betonte Bereichsleiter Jens Bökenkröger.

„Interkulturelle Sensibilität und Kompetenz ist ein wichtiger Teil unserer alltäglichen Arbeit mit den Jugendlichen. Diese Fahrt ist dabei seit einigen Jahren ein fester praktischer Baustein “, erklärt Michael Biesewinkel. Er selbst ist als Sozialarbeiter Teil des Teams der rehabilitationspädagogischen integrativen Ausbildung im Holzbereich im Büttemeyer Hof.

Kurz nach Ankunft der Reisegruppe am Reiseziel war der Dom St. Petrus nach wenigen Metern Fußweg schon zu sehen. Unweit des Eingangs warteten zwei Mitarbeiterinnen des Diazösanmuseums Osnabrück auf die Reisenden. Dua Zeitun empfing die Reisegruppe zusammen mit ihrer Kollegin Jessica Löscher. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde gemeinsam erkundet, worin sich verschiedene Gotteshäuser unterschiedlicher Religionen schon von außen häufig erkennen lassen. „Häufig sieht man mindestens einen Turm und bei einer Moschee heißen diese Türme doch Minarett, oder?“, hörte man wenig später einen der anwesenden Jugendlichen mutmaßen und ein lebhaft-lehrreicher Austausch schloss sich an. Darüber hinaus wurde schnell deutlich, dass egal welcher der drei Weltreligionen man angehört, alle Gläubigen an einen Gott glauben. Viele weitere Themenbereiche wurden in den folgenden Minuten angeschnitten und Fragen geklärt.

Wenig später setzte die gesamte Gruppe zu einem kleinen Fußmarsch an, um eine nahegelegene Moschee zu besuchen. Spannend war hier für viele auf den ersten Blick, dass das Gebäude zunächst gar nicht an ein Gotteshaus erinnerte, weil sie sich in einem gewöhnlichen Wohnhaus befand.

Kaum hatte man aber die Schuhe ausgezogen und den Gebetsraum betreten, änderte sich dieser erste Gedanke schnell und die ein oder andere Frage fand geschwind eine kompetente Antwort. Die Jugendlichen erfuhren zum Beispiel was eine Gebetsnische ist und ihre Position im Raum die Himmelsrichtung anzeigt, in der Mekka liegt und in die damit die täglichen Gebete verrichtet werden. Was gibt es für Gebetszeiten und was hat es mit dem Fasten auf sich? Viele zuvor schon einmal am Rande gehörte Dinge bekamen so ein festes Fundament und die Auszubildenden konnten auch untereinander von ihren unterschiedlichen Glaubenserfahrungen berichten.

Mit vielen besonderen Eindrücken im Gepäck und nach einer kurzen Busfahrt rundete der Besuch der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Osnabrück die Rundreise ab. Rabinerassistent Shimon Motsa begrüßte die Anwesenden und lud zu einem Rundgang ein. Wenig später gab es dann eine Stunde Zeit, um auch rund um das Judentum auf offene Fragen eine lehrreiche Antwort zu bekommen. Was ist eine Kippa und warum muss sie nur von den Männern beim Besuch einer Synagoge aufgesetzt werden? Was ist eine Tora und welche Alltagsregeln gibt es für gläubige Jüdinnen und Juden? Immer wieder wurde dabei auch wieder Bezug genommen auf das bereits Gehörte über die anderen großen Weltreligionen. Alle Anwesenden waren begeistert und hatten viele Gedanken für den Heimweg gesammelt. Länger im Kopf bleiben wird dabei sicher unter anderem auch, dass es professionelle Schreiber für Torarollen gibt und ein geübt Schreibender gut ein Jahr für eine Torarolle braucht.

Zum Bild:

Der Dom St. Petrus in Osnabrück wurde unter anderem auch besichtigt. (Foto: Hermann Haarmann, Bistum Osnabrück)

 

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